SOUNDTRACKS
Was wären Filme ohne Musik?

 

Cover - Baby Driver

Das geht ja schon bei den ersten, bei den Stummfilmen los. Um das gesehen zu unterstreichen, aufregender, spannender - einfach wirkungsvoller zu machen, saß im Kino ein Pianist, der die Filme begleitete. Die Wechselwirkung Musik zu Film und umgekehrt, ist bis heute ungebrochen. Ein Film, der das zuletzt im Kino überdeutlich auf die Spitze trieb, war „Baby Driver“, mit seinem Soundtrack, der viel mehr Hommage an die Pop-Musik der letzten 40 Jahre war, als Gangster Film (für den er viel zu oft gehalten wurde). Aber wir haben noch ein paar andere Schätze ausgegraben. Denn das schöne ist doch: Ein Film ohne Soundtrack würde nur schwer funktionieren - aber ein guter Soundtrack ist wie ein Film für die Ohren. Also Augen schliessen und wirken lassen (aber erst, wenn ihr hier fertig gelesen habt!)

 

 

 

 

Stranger Things

 

Besonders beliebt: Musik als Anker. Damit man als Zuschauer direkt weiß, wo wir uns gerade befinden. Also zeitlich. Es gibt Filme und Serien, die machen das dann ganz platt, suchen die naheliegendsten Songs raus und glauben, das würde uns als Zuschauer reichen. Tut es aber nicht. Das merkt man immer wieder dann, wenn sich Leute mit ihren Soundtracks Mühe geben. Wie toll ist es, wenn für gewisse Szenen die perfekt passenden Lieder rausgesucht wurden? Man denke zum Beispiel an Scorsese und seine Filme (Unvergessen die Explosions-Szene in „Casino“, unterlegt mit der Reprise von Claptons „Layla“). Oder Paul Thomas Anderson und sein „Boogie Nights“ - nicht nur geschmackvoll, sondern auch perfekt stimmig.

Cover - Stranger Things

Bei Serien-Soundtracks ist das natürlich noch schwieriger, weil man eine ganze Menge mehr an Inhalt mit Musik füllen muss, als bei einem Film. Aber auch da überwiegen in letzter Zeit die Positiv-Beispiele. Und angeführt werden diese, ganz klar, von dem Netflix-Serien-Phänomen: „Stranger Things“. Diese charmante 80er-Style-Serie über eine Gruppe Kids und ihre rätselhaften Erlebnisse um ihre Über- und eine seltsame Unterwelt, dreht gehörig am Nostalgie-Regler. Das wird nur deswegen nie unangenehm, weil sie es eben mit so viel Stil-Bewusstsein tut. Und das vor allem auch beim Soundtrack. Nachdem schon die Original-Musik erschienen ist, ein atmosphärisch dichter Synthesizer-Score, gibt es nun - endlich - eine Compilation mit den Original Songs, die in der Serie verwurstet werden. Im Prinzip hat man mit dem Doppel-Vinyl alle 80er Songs auf einmal zusammen, die jemals so was wie „cool“ waren (und noch sind). One Hit Wonder-Klassiker wie „Sunglasses at Night“ von Corey Hart oder „Talking in your Sleep“ von den Romantics findet man ebenso wie solche Coolnesshymnen wie Devos „Whip it“ oder The Clashs „Should i stay or should i go“. New Order, Peter Gabriel, Joy Division erfreuen die Waver, die Scorpions oder Bon Jovi die Rocker. Und dann noch die Bangles mit ihrem oft vergessenen „Hazy Shade of Winter“. Und noch vieles mehr.

Der Soundtrack ist wirklich stilvoll und gekonnt kuratiert. Zwischen den Liedern sind noch einige Skits mit Original Dialogen aus der Serie und dem Vinyl liegt ein Sticker und ein Mini-Poster bei. Das ist nicht nur eine Platte für Fans - sondern auch um Leute zu Fans zu machen. Vielleicht einer der besten Soundtracks des Jahres. Zumindest einer der stimmigsten, wenn es um die 80ies geht.

 

Cover - Stranger Things

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American Epic

Pop Musik. Für uns eigentlich das selbstverständlichste der Welt. Überall ist sie präsent. Im Radio, im Auto, im Fernsehen, beim Zahnarzt, im Restaurant, sogar im Fahrstuhl. Überall tönt und popt es - sie ist zu einem festen Bestandteil unserer Kultur geworden. Aber wie genau, ist sie überhaupt entstanden? Was war die Idee, der Auslöser für Pop? Wo kommt das alles her, wer hat sich das ausgedacht? 
Dieser Frage will die Serie „American Epic“ genauer auf den Grund gehen. Die von Jack White (White Stripes), T Bone Burnett und Robert Redford zusammen produzierte Serie interviewt dafür Zeitzeugen, hat verschollenes Material ausgegraben und beschäftigt sich mit der Zeit der 20er Jahre, als Pop plötzlich zum Leben erwachte. Scouts der Plattenfirmen zogen übers ganze Land um das nächste große Ding, den einen neuen Superkünstler zu entdecken. Die Kürze der damaligen Schellacks sorgte dann auch automatisch für die Länge eines Pop-Songs und das ist über die Jahre einfach beibehalten worden. Die Musik damals speiste sich aus verschiedensten Einflüssen: Folk und Country, aber auch Jazz und Blues. Plötzlich konnte die Musik aus verschiedenen Regionen in jedem Wohnzimmer stattfinden. Diese Revolution der Pop Musik war auch eine kulturelle. Sie brachte die Menschen einander näher. Oder, wie Robert Redford den Inhalt der Serie beschreibt: “America's greatest untold story ... an account of the cultural revolution that ultimately united a nation”

Cover - American Epic

Der Soundtrack dazu muss natürlich - wie könnte es anders sein - auf Vinyl gehört werden. All die Schätze vom Ende der 20er Jahre vereint auf einer Platte. Schön, liebevoll restauriert und aufgearbeitet. Klar hört man der Musik an, dass sie nicht neu ist. Aber trotzdem klingt das irgendwie frisch, was da aus den Boxen kommt. Vielleicht, weil man solche Töne kaum noch gewöhnt ist, und zu selten hört. Mehrstimmiger Gesang, Fideln, Banjos - in einigen Momenten fühlt man sich an „O Brother where Art thou“ erinnert. Das nächste Lied klingt dann aber viel Tangoesker und auf einmal hört man lupenreinen Blues: Wenn sich eine Parallele zwischen Pop damals und heute ziehen lässt, dann dass er schon immer so vielfältig wie möglich war. Und das ist doch eine aufregende Erkenntnis, die man da beim zuhören gewinnt. Dazu Songtitel, bei denen die ganzen Möchtegern-Gangsta, die es heutzutage in die Charts schaffen, weinend in der Ecke liegen würden, wie zum Beispiel „I´m gonna die with my hammer in my hand“ oder der „Cocaine Habit Blues“. Natürlich auch romantisches oder viele Songs über das unterwegs sein, sind in der Sammlung zu finden.

Wer sich für Musik und ihre Geschichte interessiert, dem sei diese Platte wärmstens ans Herz gelegt. Man bekommt ein stärkeres Gefühl für Sachen, die man immer als Normal hingenommen hat. Wie toll!

 

American Epic

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Ennio Morricone 
Cinema Concerto A Santa Cecilia

Die riesigen Stars unter der Filmkomponisten, kann man an einer Hand abzählen: John Williams, Danny Elfman, Hans Zimmer und, natürlich, Ennio Morricone. Morricone, der Grandseigneur der Filmmusik, der ein unfassbar großes Archiv an Filmmusiken zu bieten hat.

Viele denken bei seinem Namen erstmal an Nudeln. Also Spaghetti. Als Genre. Also Spaghetti Western. Denn aus seiner Feder stammt nicht nur die unverschämt eingängige Pfeiff-Musik aus dem Terence Hill Klassiker „Mein Name ist Nobody“, sondern auch die legendäre Mundharmonika aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder die vielleicht klassischste Westernmusik aller Zeiten aus „The Good, The Bad and the Ugly“. Bei den mehr als 500 Filmmusiken, die er seit 40 Jahren komponiert hat, war wirklich alles dabei. Von der leichtfüßigen Komödie bis zum durchgeknallten Psycho-Thriller. Und doch haben die Morricone-Soundtracks immer etwas besonderes, ein besonderes Soundbild, eine besondere Harmonie-Führung - irgendetwas verbindet sie und lässt das geübte Ohr sofort erkennen: Ach, Ennio hat wieder zugeschlagen.

Cover - American Epic

Das ist beileibe keine Einfallslosigkeit, im Gegenteil, das nennt sich Handschrift. Und die hat er. Die Kompositionen haben, selbst in ihren fröhlichsten Momenten, immer so einen Hang ins tragische. Man meint, sie könnten jeden Augenblick umkippen und nur noch traurig sein. Abschied ist ein zentrales Klangmotiv in den Stücken, die Morricone schreibt. Manche Instrumente scheinen weit entfernt, manchmal vielleicht näher kommend, aber immer zu weit entfernt um greifbar zu sein.

Wie aufregend, dieses einmal live zu erleben. Und da kommt man ganz nah dran, mit dieser Platte. Sony Classic legt diese Live-Aufnahme nun endlich auf Vinyl auf. Das Konzert vom November 1998, in der Akademie Santa Cecilia in Rom, ist vielleicht eine der besten Aufführungen von Morricones Musik. Das Orchester und der Chor von Santa Cecilia spielen in einer Klarheit, die atemberaubend ist - sogar wenn sie nur aus den heimischen Lautsprechern tönt. In der Aufführung liegt so viel Herz und Gefühl, bei gleichzeitiger absoluter Präzision und Klarheit. Vielleicht gibt es keine bessere Möglichkeit, Morricones Kompositionen zu erleben. Auf dem Doppelvinyl lässt er einige seiner besten Melodien noch einmal aufleben. Von „The Mission“ über „Cinema Paradiso“ bis hin zu, natürlich, „The Good, The Bad and the Ugly“ ist fast alles dabei. Fast: „Nobody“ fehlt. Aber das ist bei dieser unglaublichen Aufführung sicherlich zu verkraften. Diese Musik trägt einen wirklich davon.

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