Depeche Mode (gemalt)

Die neue Romantik elektronischer Klänge
Depeche Mode auf Vinyl

Frank Berzbach

Punk und Hardcore brachten Ende der 1970er-Jahre die jugendliche Wut in die Popmusik zurück, vulgärer und energetischer als jemals zuvor. Aber zu jeder Gegenbewegung entsteht eine Gegenbewegung: »New Romantic«.

Depeche Mode (gemalt)Mit »New Romantic« wurden denn auch die Bands benannt, die von England aus wieder schöne Melodien in die Welt brachten. Was sie von den alten naturverliebten Romantikern mit akustischer Gitarre oder dem zu überlangen Stücken neigenden Progressive Rock unterschied war ihre Vorliebe für Synthesizer und Computer. Visage, Ultravox, Duran Duran, The Human League oder der Culture Club klangen zwar melodischer, seichter, poppiger als die Garagen-Bands ihrer älteren Brüder, aber sie instrumentierten ihre Musik betont kühl. Sie hatten einerseits Soul gehört, aber auch die deutsche Band »Kraftwerk« – und hinter diesem melodischen Kontrastprogramm zu Hippies, Hardrock, Punk und Hardcore konnte keiner mehr zurück. Allerdings hatte zur gleichen Zeit eine ganze Reihe von New Wave- und Postpunk-Bands die Atmosphäre verdüstert, von Joy Division über Bauhaus bis The Cure traten in tiefem Schwarz geniale Melancholiker auf. Aus dieser historischen Gemengelage heraus gründeten sich Depeche Mode. Musikalisch bieten sie aber mehr als die Summe dieser Einflüsse.

Verbunden ist die Band mit dem Mute-Label, welches das Hauptkapitel einer eigentlich nicht existenten Musikrichtung bildet: »Independent«. Schaut man sich die Bands an, die bis heute so benannt werden, findet man zwar ähnliche Stimmungslagen und bestimmte Kleidungsstile, aber kaum ähnliche Musik. Dennoch weiß man, was einen erwartet, wenn auf einer Indie-Party Musik aufgelegt wird. Gemeint ist mit dem Begriff heute eher eine innere Unabhängigkeit und nicht mehr die Distanz zu den großen Labels. Man teilt eine Vorliebe für Bands wie The Smiths bis hin zum Grunge, man liebt eher kleiner Konzerte und hat die frühen LPs von The Cure, Alien Sex Fiend bis zu Belle & Sebastian im Regal. Heute bilden, im Rückblick, vielleicht Depeche Mode die mit großem Abstand erfolgreichste Band. Es war die erste »Indie-Band«, die Stadien füllte. Es ist bis heute die wohl einzige Band, deren Fangemeinde so verliebt und so groß ist, dass reine Depeche Mode-Parties zur festen Institution geworden sind. Seit den späten 1980ern läuft man in den Metropolen an Plakaten vorbei, die dazu einladen.

Man kann sich kein Bild der Band ins Gedächtnis rufen, das nicht der niederländische Fotograf Anton Corbijn kreiert hat. Die Ästhetik der 101-Tour, die zugehörigen Fotos, Alben und Plakate bilden einen Archetyp der Welt nach Joy Division, der melancholischen, romantischen, zugleich coolen Welt von Depeche Mode.

Depeche Mode (gemalt)Gewöhnlich verläuft die Popgeschichte entlang der Evolution ihrer Technik: den akustischen Möglichkeiten kamen immer mehr elektronische, dann digitale hinzu. Das spiegelt sich drastisch in Bob Dylan, der mit seinem Griff zur E-Gitarre seine folkverliebten Fans brüskierte. Man kann die Bands, die akustisch begannen und dann die Synthesizer immer mehr nutzten, nicht alle aufzählen. Sogar »Kraftwerk« begannen mit Drumset und Querflöte. Bei Depeche Mode verlief die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung. Die Band begann mit reinem Synthie-Pop und irgendwann tauchten plötzlich die weichen Klänge einer akustischen Gitarre auf. Dennoch ist Violator (1990) noch vorrangig ein Meisterwerk elektronischer Popmusik. Der Nachfolger aber, das live-Album Songs of Faith and Devotion (1993) präsentiert sich als souveränes Indie-Rockalbum. Den Zusammenhalt für so große Veränderungen garantiert nicht nur die atmosphärische Dichte der Kompositionen, die visuelle Konsistenz des typischen Depeche Mode-Looks von Corbijn, sondern vor allem der Bariton des Leadsängers Dave Gahan. Dunkelheit, melancholische Möglichkeiten und kraftvolle Romantik dieser flehenden Stimme bleiben unverwechselbar.

Die 12” Singles – bevorzugtes Vinyl-Format

Am 20. Februar 1981 erschien die erste Depeche Mode-Single “Dreaming of Me”/”Ice Machine”. Die 12” (oder Maxi-Single) – wegen ihrer Klangqualität (breitere Rillen = sattere Bässe!) ein Favorit der DJs und Fans – war dabei das bevorzugte Vinyl-Format, auf dem Depeche Mode ihre Songideen umsetzten. Die Band erkannte das Potenzial der 12”-Singles und schöpfte die innovativen Möglichkeiten, die sich ihr boten, voll aus. Maxis waren wie geschaffen dafür, neue Sounds zu erforschen und das Cover-Artwork eignete sich perfekt für spannende visuelle Experimente. So kamen natürlich auch die Fans auf ihre Kosten, die auf den 12”-Scheiben spektakuläre Remixes und unerwartete Songversionen entdecken konnten.

“Unsere 12”-Singles waren immer unglaublich wichtig für die Band”, darüber sind sich die Mitglieder von Depeche Mode einig. “Es ist großartig, diese Songs unseren alten und neuen Fans wieder in der Form präsentieren zu können, in der wir sie damals konzipiert haben. Wir hoffen, dass sie unsere Begeisterung teilen!”

Das Highlight für alle Fans: The 12” Singles Collector’s Edition

Depeche Mode-Fans sind oft Sammler mit einem Hang zu Vinyl. Kaum eine Band bietet da mehr, die Anzahl der Veröffentlichungen ist unüberschaubar. Die beindruckenden neue Serie nummerierter Vinyl-Boxsets bietet dem Sammler eine ganze Reihe neuer Eindrücke. "Speak & Spell", "A Broken Frame", "Construction Time Again" und "Some Great Reward" enthalten remasterte 12-Inch-Aufnahmen, B-Sites und eine ganze Reihe musikalischer Perlen. Akustische Versionen, Live-Aufnahmen, lange Maxi-Versionen stecken in den Boxen und zeigen die Originalcover in hervorragendem Produktdesign. Es ist eine Freude sich mit den LPs vor den Plattenspieler zu setzen und man ist erstaunt über das große Spektrum an Musik, Stimmungs- und Tonlagen. Gerade die Stücke jenseits der ikonischen Hits bieten Überraschungen.

Depeche Mode stehen, visuell wie musikalisch, zwar für einen spezifischen Look, aber ganz so homogen im üblichen schwarz-weiß ist der eben doch nicht. Dafür muss man auf die abseitigen Songs hören – die sind allesamt eine große Bereicherung. Mit jeder Veröffentlichung weitet diese Band also ihre Klanglandschaft aus, bis heute. Wer sie von Beginn an hört und mag, dem wird also nie langweilig werden.

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Depeche ModeDepeche Mode: Die erfolgreiche “The 12″ Singles Collector’s Edition”

>> "Speak & Spell | The 12'' Singles Collector's Edition"

>> "A Broken Frame | The 12'' Singles Collector's Edition"

>> "Construction Time Again | The 12'' Singles Collector's Edition"

>> "Some Great Reward | The 12'' Singles Collector's Edition"

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Auch die Publikationen über die Band sind zahlreich. Ein Highlight ist sicher der Band »Monument« von Sascha Lange und Dennis Burmeister, der im Blumenbar-Verlag erschienen ist. Die Alben dienen als Kapitelgliederung und versammeln chronologisch Texte und unveröffentlichte Archiv-Fotos im Kontext der Zeit. Der Band bietet nicht weniger als eine Werkschau.

Der große Fotoband von Anton Corbijn 1-2-3-4 (Prestel-Verlag, 2015) bietet einen Gang durch die besondere Musikgeschichte, die der Niederländer abgelichtet hat. Hier spielen Depeche Mode eine herausragende Rolle, erscheinen aber im Kontext von nahegelegenen Musikstilen und seelenverwandten Musikern.

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